16. Mai 2022 – und wo ist der Hummer?
So, der letzte Tag ist angebrochen.
Wir haben viel vor. Eigentlich war es nicht geplant noch einen Abstecher nach Reykjavik zu machen, aber ich kann doch Helga nicht nach Island schleppen ohne ihr RVK gezeigt zu haben. Jedenfalls einen ganz kleinen Eindruck sollte sie gewinnen.
Wir entscheiden uns für die Tiefgarage gegenüber der Harpa, dem spektakulären Konzerthaus in RVK. Das Wort Harpa zu übersetzen ist gar nicht schwer, es heißt schlicht und ergreifend Harfe.
Die Harpa muss man gesehen haben, sie ist eines der touristischen Highlights in Island. Ursprünglich war die Bevölkerung von dieser „Geldverschwendung“ gar nicht begeistert, aber wie es oft ist, erst gehasst und dann geliebt.
Die Lichtspiegelungen sind einfach der Wahnsinn. Durch diese Spiegelungen wird man nie das gleiche Bild erhalten.
Ach ja, die Toiletten sind wieder kostenlos. Das ist schließlich ein wichtiger Punkt.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Hallkrimskirkja, da muss Helga rauf. Auf dem Weg dorthin stinkt es plötzlich ganz schlimm nach Farbe.
Ein Teil der Fussgängerstraße wird vorbereitet für die isländische Love Parade. Island ist sehr tolerant. Für mich ist Reykjavik nach wie vor die Stadt der bunten Dächer,
Ich liebe das und fahre trotzdem nicht mit nach oben und bleibe mit Ulla unten im Kirchenraum. Eine imposante Kirche.
Bei diesen beiden Sehenswürdigkeiten muss es aber bleiben.
Wir finden noch ein paar Mitbringsel und Ulla – oje, Ulla kommt mit einer Riesentüte, gefaltet wie eine Eistüte aus Zeitungspapier, voller Wolle an. Wie in aller Welt will sie all ihre Kostbarkeiten in den Flieger bekommen?
Ein absoluter Ulla-Wunsch heute ist eine Hummersuppe in Grindavik im Bryggjan, bekannt wohl bei allen Touris.
Auf dem Weg dorthin wähle ich die Straße am Kleifarvatn vorbei. Vor 6 Jahren war diese Straße noch teilweise geschottert, mitten in einer Steigung blieb ist stecken, weil ich den falschen Gang eingelegt hatte. Meine Schwester war so cool und hat verbal so sehr geholfen, damit ich als Panik-Paula dieses Hindernis gut meistern konnte. Mittlerweile ist die Straße komplett asphaltiert. Also keine Panik, stay cool.
Und dann war er da, der See der in einem Krimi (Kältezone) meines Lieblingskrimiautoren Aranaldur Indriðason eine Rolle gespielt hat und der lange Zeit auf unerklärliche Weise Wasser verloren hat und sich nun ebenso langsam wieder füllt. Die Sonne schien und dieses unvergleichlich tolle Bild werde ich nie vergessen.
Kamele in Island – wer hätte das gedacht.
Diese Farben! Und ratet mal, was Ulla gemacht hat. Über dem Boden gebückt „Farbpartikel“ gesammelt. Man hat ja sonst nix unterzubringen. Oh Ulla ich mag dich!
Keine Wüste, nur eine Gegend mitten im Vulkangebiet. Das haut mich jedesmal wieder um.
In dem Moment dachte ich, dass mir dieses Glücksgefühl nur der Himmel geschenkt haben kann, besser als jeder Wasserfall. Dorthin muss ich Günter auch nochmal schleppen.
Hallo Hummersuppe, wir sind auf dem Weg, aber erst noch mal zum Stinkegebiet – Krysuvik.
Geruchsinternet gibt es ja noch nicht, jedenfalls nicht so lange, wie kein Kabel schmort.
In Grindavik beim Bryggjan angekommen dachte ich zuerst „was ist das für ein Schuppen?“ Wir hatten reserviert, weil wir sicher gehen wollten, dass wir nicht nur auf alle Fälle einen Platz bekommen wollten und zu dem auch noch Suppe, denn wenn alle, dann weg. Nun, zunächst waren wir in dieser wirklich riesigen Halle die einzigen Gäste. Es werden Hummersuppe, Lammsuppe und Gemüsesuppe jeweils mit leckerem Brot angeboten. Im Preis ist einmal refill enthalten. Tja und wenn dann drei ältere Frauen kommen, denen die Begeisterung im Gesicht geschrieben steht, dann darf man alle drei Suppen probieren. Waren wirklich alle lecker, na ja, ein bisschen wenig Hummer in der Hummersuppe. Ich fand auch, dass die Suppe etwas zu sehr nach Pilzen schmeckte, aber das ist ja nun mal Geschmackssache.
Nach dem Bezahlen hielt uns der Koch auf, er wollte uns gar nicht wieder aus seinen Klauen lassen. Wir sprachen über Erdbeben, Vulkanausbruch und darüber, dass die Bevölkerung ganz relaxed ist.
Industriecharme ist total angesagt.
Apropos Erdbeben. Ich habe ganz vergessen, dass wir am 14. Mai ein Erdbeben ganz deutlich gespürt haben. Es rumpelte kurz und das Haus zitterte etwas und fertig. Auf der Richterskala wurde ein Beben mit der Stärke von 5,4 gemessen. Mein erstes Beben in Island!
Natürlich mussten meine Grazien auch noch die Blaue Lagune zumindest von außen sehen. Die Farbe des Wassers ist wirklich toll und die Menschen, die sich mit weißem oder schwarzem Schlamm die Gesichter oder die Glatzen beschmieren und mit erhobenen Armen ein Handy in der rechten und ein Bierglas in der linken Hand tragen. Göttlich. Im „Abwasser“ zu schwimmen bzw. zu flanieren muss toll sein.
Auf dem Weg ins Hotel, dann noch einen kurzen Abstecher an der Brücke der Kontinente. Hier ist die Erdspalte deutlich sichtbar. Angekommen sind wir auf der amerikanischen Seite, auf der anderen Seite der Brücke dann die eurasische Seite. Aber es ist kalt und wir halten uns nicht allzu lange auf, müde sind wir auch.
Da erklärt der Guide wo Amerika und wo Eurasien liegt. Ist doch alles ganz klar.
Den kennen wir doch, der wird jedesmal fotografiert.
Nun aber doch langsam los ins Hotel, wir sind müde und jetzt auch etwas lustlos, sonst hätte ich doch noch ein Naturwunder im Sinn gehabt, so zu sagen ein Ass im Ärmel.
Nur noch Auto abgeben und dann ab in die Falle, morgen geht’s zurück nach Hause.
17. Mai – Chaos Paula’s Fazit
Unsanft werden wir um 2 Uhr in der Frühe geweckt – Ulla!!!!!!! Sie hat ihre Uhr bereits auf deutsche Zeit umgestellt und zuhause ist es 4 Uhr, aber hier doch noch nicht. Ich glaube Helga und ich hätten Ulla am liebsten in die Wüste geschickt. Zum Glück sind wir alle drei sofort wieder eingeschlafen und böse waren wir auch nicht.
Ach, es war schön, kurz, aber schön. Isländische Luft ist für mich wie eine Kur.
Und jetzt sitze ich gerade auf der Fähre nach Bergen und freue mich auf eine schöne Zeit in Norwegen.
Bis bald dann.