17.-19. Oktober – Gun-Power
Auf gehts Richtung Norden. Gestern abend haben wir uns den Übernachtungspunkt ausgesucht. Er sollte nicht zu weit weg von Halberstadt liegen, dort in der Nähe wohnt eine Verwandte, die wir besuchen möchten, von dort dann einen Teil des Harzes erkunden.
Wir landen in der Nähe von Suhl. Die Anzahl der Campingplätze in Thüringen ist schon gering und wir haben Probleme über eine App etwas zu finden. Die Plätze müssen ja auch mindestens bis Ende Oktober geöffnet haben und so’n büschen Komfort hätten wir auch gern.
Unsere Wahl, die genau genommen keine ist, fällt auf Erlau in der Nähe von Suhl, direkt am Waldrand gelegen. Die Beurteilungen in der App sind so semitoll, aber darauf darf man nicht immer soviel geben.
Bei Ankunft am Nachmittag finden wir die unbesetzte Rezeption, das macht aber nichts, man kann telefonieren und wir entschließen uns wieder zwei Nächte hier zu verbringen. Ein Blick in die -einzige- Dusche mit WC findet unser Wohlwollen und auch das Herrenräumchen ist in Ordnung.
Tja, was gibt es sonst noch zu schreiben über den Platz – grübel, grübel. Es befinden sich mehrere Wohnmobile bzw. Wohnwagen von offenbar osteuropäischen Arbeitern auf dem Platz. Wenn ich mit meiner Schwester da gewesen wäre, wir wären wieder weg gefahren. Nur mit Männern im Umfeld.
Alles war gut und wir haben prima geschlafen. Eeeendlich eine Nachtruhe, keine halbstündig vorbeifahren Züge, keine Straße mit regem Verkehr in der Nähe, wunderbare Stille, wären da nicht Eichen ringsherum die mit lautem Knall ihre Früchte auf die Dächer knallen lassen. Zuerst dachte ich es wären Schüsse, aber dafür war ein jeder Knall zu kurz.
Plan für morgen – Suhl mit dem Waffenmuseum, ist doch klar, dass dies Pflichtprogramm ist.
In die Stadt geht es mit dem öffentlichen Bus, das ist problemlos.
Suhl ist auf den ersten Blick nicht schön, hat aber Tradition als „Waffenstadt“.
Die Rückseite des Waffenmuseum
Ich überlege, ob die Dame wohl die Gewehrhülsen aufsammelt.
Also rein ins Museum, an dem Herren auf dem Bild unten kommt man aber nicht vorbei und wenn wir schon bei den Herren der Schöpfung sind, da kommt noch was
Armer kleiner Jägersmann, musst hier sitzen Tag und Nacht und hast nicht einen Schuss in deiner Flinte.
Und nun für Männer: Was ist das?
das es ein Urinal ist, kann man sehen, aber was ist das da auf dem Beckenboden? Ich dachte erst, es wäre eine Düse für Wasser, wäre nicht sehr produktiv. Günter hat mich aufgeklärt. Das ist eine Schießscheibe um die Zielsicherheit zu optimieren. Aber so richtig wird die Mitte scheinbar nicht getroffen, da müssen die Männer noch üben.
Das wäre nun geklärt und es kann los gehen.
Zunächst bekommen wir einen Einblick in eine alte Büchsenmacherei und Gravurwerkstatt. In Suhl, und nur in Suhl, werden Büchsenmacher und Graveure ausgebildet.
Suhl war einst die „Waffenwerkstatt Europas“, zu verdanken der Erzgewinnung und Eisenverarbeitung. Es gab mehr als 100 Büchsenmacher in der Stadt, kaum vorstellbar.
Bis aus Eisen so etwas wird, das braucht viel handwerkliches Geschick.
Zu den unterschiedlichen Exponaten finden Texte zu Sprüchen und deren Herkunft, die wir heute noch kennen, meine Aufmerksamkeit. Ich werde die mal in einem eigenen Artikel darstellen.
Das waren noch Zeiten, als Frauen nur schmückendes Beiwerk auf den Urkunden waren.
Ein interessantes Gespräch durfte ich mit einer Olympiateilnehmerin noch aus der DDR-Zeit führen. Sie hatte viel zu erzählen und es war schwierig sich von ihr zu trennen.
Nachdem es mit der Büchsenmacherei nicht mehr so gut lief, was an den versiegenden Erzvorkommen lag, war man recht erfinderisch und machte Porzellan. Aus Büchsenmachern wurden, Porzellanmaler. Das Suhler Porzellan ist schon „besonders“, unter dem Spruch „ist das Kitsch oder Kunst“ findet es bei mir den Weg zum Kitsch. War wohl aber Trend im 19. Jahrhundert.
Gut gefüllt mit Informationen verlassen wir das Museum, ein interessantes Museum für alte und neuere Waffen und Geschichten drum herum.
Na ja, ein paar hübsche Gebäude gibt es dann doch. Ab zu Fuß zum Busbahnhof.
Der Tag wird von uns beendet mit einem Spaziergang über unseren Campingplatz mit seinen Bungalows. Weiter den Berg rauf, über feuchte Wiesen und einer Pilzmenge, wie sie selten vorkommt. Wir verstehen beide nichts davon und sammeln keine Pilze, aber Bilder, die können wir machen.