19.-21. Oktober – erschreckender Harz
Wir verlassen Erlau und wollten eigentlich, wenn es auch dieses Wort eigentlich nicht gibt, nach Rodersdorf und Verwandte besuchen. Woran hats gescheitert? Sch… Corona. Das Navi wird auf Elbingerode gestellt und soll uns innerhalb weniger Stunden dorthin bringen. Normalerweise, aber was ist schon normal bei mir, oder nun auch bei uns. Wir fahren und fahren, jede Anregung doch nun endlich „hier“ abzubiegen wird ignoriert, schließlich hat das Navi immer recht. So nebenbei schau ich mir eine gaaanz normale Straßenkarte an und stelle halbstündig fest, dass wir uns Elbingerode immer weiter entfernen, aber das Navi zeigt die „richtige“ Strecke an. Ich gebe mich geschlagen, bin aber innerlich am „Kochen“. Wir landen nun schon in Osterrode, das kann nun wirklich nicht stimmen, denn Elberode liegt im Ostharz. Eeeendlich mein Fahrer reagiert und hört auf mich. Des Rätsels Lösung: Es gibt Elbingerode am Harz und Elbingerode/Harz. Zwei Stunden später als geplant landen wir dann im richtigen Elbingerode auf dem Campingplatz. Ein schöner Platz, sehr gut ausgestattet und sehr freundliche Betreiber. Sogar Brötchenservice gibt es. Ausruhen, ausschlafen und morgen geht es an die Rappbodetalsperre.
Auf dem Weg durch den Harz konnte ich mein Entsetzen nicht annähernd im Zaum halten. Grüne Tannen? Fehlanzeige! Der Harz ist kahl, kahle Bäume, kahle abgerodete Flächen. So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt. Ein Trauerspiel, man hätte heulen mögen.
Die Rappbodetalsperre ist mittlerweile (ich war vor ca 35 Jahren dort) ein Freizeitvergnügen mit etwas ähnlichem wie ,nennt sich wohl Gigaswing – nix für uns. Megazipline – da hängt man bäuchlings festgezurrt und fliegt an einer Leine quer über die Rappbode, nix für uns. Segwaytouren – Balancehalten wird im Alter schwerer, wieder nix für uns. Aah, nun aber, Wallrunning – jo, das geht. Herrschaftszeiten, geht das auch in Deutsch?
Jaa, und die Hängebrücke, mit mehr als 480 m Länge zugleich eine der längsten in Europa. Das machen wir.
Ich bin nicht schwindelfrei, aber da müssen wir rüber und zig andere Menschen auch.
Hüpfen ist zum Glück verboten. Nur vorsichtig bewege ich mich voran, während Günter mutigen Fußes ganz normal über die Brücke geht, mein Held!
Der Blick von der Brücke ist unbeschreiblich schön. Die Herbstfärbung der Laubbäume steht im krassen Gegensatz zu den kahlen Nadelwäldern.
Sieht doch ganz entspannt aus. Geht so und war gut auszuhalten. Seekrank ist schlimmer.
Wallrunning tut dann nach der Wackelei auf der Hängebrücke auch wieder gut.
Ich bin voller Bewunderung vor den Entwicklern, den Konstrukteuren und Arbeitern, die solche Wunderwerke zustande bringen.
Die Rappbodetalsperre mit der spektakulären Brücke soll aber heute nicht genug gewesen sein. Ich entführe Günter nach Thale auf den Hexentanzplatz. Mehr aus Versehen fahren wir mit dem Auto hoch auf den Platz, ist aber in Ordnung. Der Blick von da oben in das Bodetal, ich meine, es ist die Kalte Bode, ist wieder so ein Gänsehautmoment.
Wir schauen in das Bodetal, genießen den Blick auf die Rosstrappe und finden den übrigen Rummel auf dem Hexentanzplatz gräßlich. Es hat sich sehr verändert.
In Thale möchte ich unbedingt noch bei einem der noch wenigen existierenden Metzgern vorbeischauen und die leckeren „Bratürste“ kaufen, selbstverständlich mit Knoblauch. Die Bratwurst hat nichts mit Bratwurst so wie wir sie kennen gemein. Es ist vielmehr eine Art Streichmettwurst im Ring. Ich war nicht zimperlich und gleich sechs Stück gekauft.
Ein Besuch in der Baumannshöhle wird verschoben auf einen späteren Besuch. Wir sind müde und morgen geht es die restliche Strecke nach Hause. Die Eindrücke heute müssen erstmal verarbeitet werden.
Unser kleiner Wochenurlaub war sehr schön, jeder von uns hat Neues entdecken können und ich hab schon wieder Rosinen im Kopf und denke über unsere Pläne für 2023 nach.
Gotland soll nun endlich im Mai besucht werden, im August/September dann meine Seelenheimat. Halte ich das bis dahin aus? Was meint ihr?