23.05.25 – Gletschersterben

24. Mai 2025 2 Von admin


Wir haben es morgens nie so richtig eilig, ganz nach meinem Motto „nur keine Hastik“. Zur Erinnerung für die, denen ich diesen Begriff schon einmal erklärt habe und zur Neuklärung derjenigen, die noch nicht wissen woher ich diesen Begriff habe: aus dem Film „Eine Million Minuten“.
Vor uns eine Strecke von ca. 128 km, das ist nicht viel, muss ja aber auch nicht. So ganz viel gibt es darüber auch nicht zu berichten, aber ich erinnere mich, dass es in Byrkelo einen richtigen Bäcker gibt, da war ich schon einmal. Mittlerweile ist Jons Bakkari durch Reiseberichte recht bekannt geworden und er hat tüchtig ausgebaut, da bietet sich doch ein Mittagessen an. Eine richtige Bäckerei – ein Stück Kuchen muss sein. So kann es weitergehen, nicht die normale Tour, sondern in Vassenden rechts ab, die andere Seeseite. So lassen wir uns das Fahren gefallen, sehr wenig Verkehr, schmale Straße und dann fast ein Aufschrei „da war ich mit meiner Schwester, da oben ist ein kleines Museum mit Café, das aber geschlossen hatte“. Wie wohl hab ich mich in diesem Moment gefühlt! Zum Ende der Strecke dann noch einmal „und hier hat meine Schwester ein ganz tolles Panorama fotografiert“. Ja, Schwesterherz, du bist immer dabei und ich vermisse dich gerade.

Dann geht es durch Utvik, gefolgt von Innvik den Oldevatnet entlang bis zum Parkplatz am Wanderweg zum Briksdalsbreen.

Na dann mal los, knapp 3 km sollten wohl nicht so schlimm sein.

Erst dachten wir es wäre Schnee, aber bei näherer Sicht waren es schneeweiße riesige Steine im Flussbett.
Schon nach kurzem Stück Weg dachte ich ernsthaft darüber nach den „Shuttleservice“ zu nehmen, 16 Euro pro Person und man wäre 500 m vor dem Gletschersee. Was hätten wir dann alles nicht gesehen, schön, dass wir die Strapaze auf uns genommen haben, es gibt reichlich Sitzgelegenheit bis zum Ziel und wir haben sie seeehr genutzt, stets eine Ausrede für uns – fotografieren. Passt schon.

Sieht doch eigentlich ganz bequem und einfach aus.

Bei jedem Schritt, bei jeder Bank, immer das Rauschen des Wassers im Ohr.
Damit haben wir nicht gerechnet, wissen aber, dass Kaiser Wilhelm nicht nur ein Norwegen-Fan war, sondern auch maßgeblich am Wiederaufbau Alesunds nach einem Brand beteiligt war, also sein Geld, also das Geld der kaisertreuen Bürger in jener Zeit. eEr wird nach wie vor in Ehren gehalten.

Man kann sich auch am Geländer festhalten und so tun als würde man fotografieren wollen.

Fast geschafft und mir ist warm geworden. In dem bunten Zeugs fall ich jedenfalls auf.
Deutlich kann man den Rückzug vom Gletscher sehen. An der Wanderstrecke sind immer wieder die Endmoränen mit den Markierungen der einzelnen Phasen zu sehen, die erste stammt um das Jahr 1700. Wer weiß wie es gewesen wäre, wenn es um 1600 keine kleine Eiszeit gegeben hätte.
Wir sparen uns die restlichen Meter, denn da ist gerade wieder Getümmel und gehen langsam zurück, etwas enttäuscht aber doch glücklich darüber, dass wir den Weg gemeistert haben.

Es wird Zeit, dass wir uns trennen. Ich will immer gerne wissen „was hinter dem Berg ist und gehe einen anderen Rückweg, den Weg, den Kaiser Wilhelm garantiert nicht gegangen ist und eine Sänfte wäre da schon gar nicht durch gekommen.

Was Wasser und Eis so zustande bringen.

Wer geht denn da unten den bequemen Weg während ich hier oben klettere? Warmduscher!

Meine armen Fußgelenke, die werden ganz schön gefordert.
So, geschafft, Auto steht noch da, Parkgebühr wird abgebucht und es ist Zeit für den Campingplatz, mehrere stehen zur Auswahl und wir liegen mal wieder richtig. Ein Platz der alles (inklusiv) anbietet: Strom, Wasser, Küche, Fernsehraum, Kajaks, Tretboote, Ruderboote, Grillplatz mit Holz und sogar ein kleiner Laden. Duschen und Toiletten sind sehr sauber und komfortabel. Im Schnitt liegt man aber auch bei 35 – 40 Euro pro Übernachtung. Wir müssen nun erstmal ein Spätnachmittagsschläfchen halten, unterm Dach juchee, denn es geht gar nicht, dass wir immer unten im Warmen schlafen. Es sollte auch die erste Nacht „oben“ werden und war gar nicht kalt.