
24. – 26. Juli – Mädels ich hol euch mit dem Traktor ab.
Die Treckereinweisung wurde unter Männern fachkundig gemacht, Günter hat sich getraut den Traktor mit der kostbaren Fracht hintendrauf zu kutschieren, Waltraud, Claudia, Abraham (der Labbi) und ich.
Wer auf der Insel etwas auf sich hält sich hat einen Trecker, der gehört dazu und immer ist hinten eine Vorrichtung zum Transport von Personen.
Einen Mercedes hier vor der Tür zu haben hätte wenig Sinn für die vier Straßen. Mit Trecker kann man stets rechtzeitig hören wenn der Besuch kommt. Ist doch praktisch.
Ganz vorsichtig und langsam ging es voran, na ja, hoppelte es teilweise voran und wer auch nur eine kleine Ahnung davon haben, wie sich Frauen verhalten, wenn so etwas wie plötzliches Ruckeln geschieht, der kann sich vielleicht vorstellen was hinten auf der Pritsche los war – ein Gekreische und Gelache, da waren selbst die Möwen neidisch.
Vorbei ging wieder an den schönen Wanderwegen, dem Trockengestell, dem kleinen Vogelsee, unzählbar viele Engelwurzpflanzen und verblühten Lupinen. Der Flugplatz linker Hand, ganz da unten am Ende ist Bjarkis Werkstatt – und der Leuchtturm ist noch lange nicht zu sehen. Es geht steil bergauf, oje nun bloß nicht stehen bleiben müssen.
Hätte mich nicht gewundert, wenn sogar der Hund noch angefangen hätte zu lachen. Bischen eng, aber lustig.
Ich glaube auf dem Rückweg steig ich besser aus und gehe zu Fuß. Der Trecker ruckelt ein wenig , der Weg scheint endlos lang und irgendwo in der Ferne ist er da – der Leuchtturm von Hrisey. Vorher müssen wir durch ein Tor und über Privatgelände, vorbei an einem traumhaft schönen Sommerhaus, die Besitzer scheinen nicht da zu sein. Wie alle Leuchttürme in Island ist auch dieser Orange und klein, nicht besonders hoch trotzt er dem kalten Wind. Günter hat es wirklich gut gemacht und wird, wie im Flugzeug, beklatscht. Jaja, so ist es mit frühem Lob.
Da wussten wir noch nicht, dass es nicht wirklich voran gehen sollte. Und na ja, mal Ehrlich, im Taxi wär`s gemütlicher – aber – nicht so spaßig.
Wir sehen den herrlichen Abendhimmel, dramatisch und schön, der Wind pfeift uns um die Ohren und es ist wirklich sehr kalt hier oben.
Wir sollten zurück, damit wir noch vor Mitternacht zu Hause sind.
Hat da jemand gesagt „hoffentlich springt der Trecker an“? Was wenn nicht? Ach wo, soweit kommt es nicht, oder doch? Oder doch ist korrekt. Nur mit Murren und Knurren und einigen Versuchen springt das fast 70 Jahre alte Teil an, aber irgendwie hört es sich komisch an. Normal ist das nicht. Der Trecker hoppelt und meckert als hätte er zu wenig Benzin, kann aber nicht sein, denn Bjarki hat gesagt dass……
Wir malen uns alles Mögliche aus und ich muss lachen, denn die Vorstellung, dass wir ohne Trecker in den Ort zurückkommen könnten hat schon seinen Witz.
Noch hat er gut lachen, aber das ändert sich bald.
Aber nun läuft er ja, komisch, aber er läuft, und läuft und wir müssen abwärts und das Benzin im Tank findet seinen Weg im vorderen Bereich und der Ansaugstutzen läuft trocken und denkt sich – kein Benzin mehr da. Ich muss immer noch lachen allerdings bei dem Versuch den Trecker rollen zu lassen und zu bremsen wird mir ganz anders. Was wenn die Bremsen nicht halten. Stellenweise laufen wir hinter dem Trecker her. Das muss schon merkwürdig ausgesehen haben. Es tut sich jedenfalls nichts mehr. An einer günstigen Stelle kann Günter den Trecker stehen lassen und meint, dass es sich anhören würde, als würde das Benzin alle. Bjarki, Claudias Mann, sollte für ausreichend Benzin sorgen, na ja. Wir stehen direkt vor dem tollen Sommerhaus der Landbesitzer, sehen Perosnen und denken „na die könnten ja auch mal fragen ob wir Hilfe benötigen“. Derweilen frieren wir und Claudia telefoniert mit Bjarki.
Und tatsächlich, wir werden zum Aufwärmen ins Haus gebeten, in der Zwischenzeit sollte Benzinnachschub kommen. Rein in Gedanken wurde Bjarki sowohl von seiner Frau, als auch von seiner Schwiegermutter mindestens dreimal geköpft, erstochen, einen Abhang hinunter geschubst und was sonst noch für Killerinstinkte bei den Frauen geweckt wurde.
Die Isländer haben ja ein sonniges Gemüt, þetta reddast heißt so viel wie „das wird schon, immer mit der Ruhe, Geduld und Spucke“. Waltraud ist ein Stück im Auto von Bjarki mit gefahren und Bjarki beruhigte sie:“ Waltraud, keine Sorge, es war nur das Benzin.“ Ob sie ihn da noch einmal vierteilen wollte? Das war wohl „ganz dünnes Eis“.
Der Rest der Strecke wurde dann wesentlich schneller gemeistert, war ja auch genug Benzin im Tank und tatsächlich waren wir kurz vor Mitternacht im Haus. Bei Tee mit Rum und Glühwein, sowie einer heißen Dusche konnten wir uns dann aufwärmen und alles war wieder gut.
Ach war das schön. Nur 2 Tage auf dieser kleinen Insel und wir hatten alles, Islandfeeling was die Herzlichkeit betrifft, Abenteuer mit „Immer mit der Ruhe“ und eine wunderschöne Zeit. Danke an Euch.
Morgen wollen wir mit der Fähre ans Festland und Sonntag oder Montag für einen Tagesausflug nach Grimsey, der Insel am Polarkreis. Mal sehen was ich dann zu berichten habe.
Noch ein paar Treckerbilder? Hier sind sie:
Ich vergaß, Sightseeingtouren werden auf der Insel mit dem Trecker gemacht, das ist eine Attraktion. Und das stimmt tatsächlich, haben wir selbst gesehen – nicht nur erlebt.