25. – 26. Juni – Endlich „Agnes“-Tag
Heute ist mein Tag, denn es wird nur auf meinen Wunsch hin die Fahrt um Vatnsnes gemacht. Es sind bis zum Campingplatz Hvammstangi nur ca 100 km, aber die haben es in sich.
Wir fahren trotz heftigem Sturm in Blöndúos los und würden gegebenenfalls auf der Strecke entscheiden uns irgendwo hinzustellen. Aber es ist kein Problem zu fahren, der Sturm weiß wohl, dass da Greenhorns unterwegs sind. Im letzten Jahr sind wir links (Breiðabolstaðir) um den See gefahren, dieses Jahr nun rechts, nicht ahnend, was uns an Strecke erwarten würde. Kann ja nicht schlimmer sein als links rum und das war erträglich.
Aber jetzt, einsprurig, Schotter grob, matschig, extrem windig, noch mehr windig, am windigsten. Lieber Autofahrergott, lass uns bitte kein großes Auto entgegen kommen. Ich bins doch am Steuer und Panik-Paula hat heute keinen Platz.
„Oben“ angekommen sehen wir, wie zwei Damen draußen gegen den Wind ankämpfen und kaum vorankommen. Es ist der Ort, an dem einer der ganz wenigen entdeckten Festungen Islands entdeckt wurden. Tja, nun stehen wir da oben auf der Anhöhe, haben einen saumäßigen Weg hinter uns und können nicht aussteigen, weil der Wind uns umwerfen würde. Der Blick über die Halbinsel müsste grandios sein. Iss aber nicht. Marylin würde sagen „isso“. Es gibt nur ein Foto von der Schautafel.
So geht’s ziemlich schnell weiter und rund um die Halbinsel. Hvitserkur hatten wir uns im letzten Jahr angesehen, das ersparen wir uns jetzt.
Und da ist er, der kleine Ort Tjörn, der genau genommen gar kein Ort ist, denn es gibt nur einen Hof und eine Kirche, na ja, eine Pseudometallwerkstatt. Auf dem Friedhof ist das Grab von Agnes Magnusdottir, die zu unrecht geköpft wurde und auch die letzte Frau war, die in Island hingerichtet wurde, gerade mal 35 Jahre alt. Es ist wohl eine Eifersuchtstat gewesen, aber auch nicht eindeutig nachgewiesen, dass Agnes tatsächlich die Täterin war. Das Buch, in dem die Geschichte beschrieben ist, heißt „Das Seelenhaus“, ein tolles und berührendes Buch.
Ruhestätte entdeckt – Mann ist zufrieden – Frau ist glücklich
Dann kann es ja ganz beruhigt weiter gehen nach Hvammstangi um dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Erstmal ein wenig unten am Hafen lang, es soll dort ein süßes kleines Café geben, gab es auch, nur jetzt nicht mehr.
Nun, im Restaurant direkt am Wasser bekommen wir aber einen Kakao, keine Frage, selbstverständlich mit Sahne und weil so gut schmeckt, dann noch ein Stück Schokokuchen – man gönnt sich ja sonst nix, der Ausblick aus dem Restaurant sehr gut, aber trübe, kalt und windig. „Oh guck mal, da ist ein kleines Museum“. Frau möchte da rein und Mann erfüllt Wünsche. Ich liebe solche kleinen feinen Orte.
Es wird Zeit, schlecfhtes Wetter und Appetit auf etwas Warmes lassen und nach einem Besuch beim „Kaufmann“ schnell zum Campingplatz fahren.
Sieht gar nicht so schlecht aus das Wetter, aber achtet mal auf die Fahne hinten!
Die Küche auf dem CP ist renoviert und sieht sehr ansprechend aus, unser Abendessen dann auch.
Ist denn schon Freitag? Nein, trotzdem Fischpfanne selbstverständlich.
Noch ein Kartenspiel, heißt für mich meistens noch ein Kartenspiel verlieren und der Tag ist mal wieder vorbei. Es wird nachts nicht dunkel, man schläft trotzdem tief und fest, immer in der Hoffnung, dass man nachts nicht hoch muss.
Ach ja, was hätten wir aus heutiger Sicht (2.7.) definitiv zuhause lassen können:
Porta Potti, ist nur im Weg und dient höchstens als Hocker für müde Füße.
Mein Strickbeutel, wandert von einer Ecke des Busses in die nächste. Gar keine Zeit zum Stricken.
Morgen geht es weiter nun wirklich in die Westfjorde mit einem kurzen Treffen einer Bekannten aus der Islandgruppe in Buðardalur. Der Bus steht gut und wir werden wohl nicht vom Wind umgeweht.