3. August – dem Grünkohl entgegen
Vor lauter Urlaub ist gar keine Zeit zum Schreiben. Das wird nun gnadenlos nachgeholt.
Die Fährabfahrt am 1. August hatte sich leicht verzögert, es gab technische Probleme, die zumindest „notdürftig“ beseitigt werden konnten, jedoch fiel das Check-in dann doch anders aus als geplant. Normalerweise bekommt man die Kabinenkarten bereits bei der Durchfahrt zur Wartestellung, diesmal erst an Bord. 950 Menschen waren an Bord, wenn ich mal Partner und Kinder abziehe, standen vielleicht 400 in einer Warteschlage geduldig vor der Rezeption. Wir waren ganz oben in der 8. Etage untergebracht und uns erwartete der reinste Luxus.
Kaffeekapselmaschine, Wasser, Bier und Cola im Kühlschrank, einen Snack und Snickers im Miniformat. In der Kabine zwei Sessel zum gemütlichen Rausgucken. Ach war das schön, Wale sehen? Iwo, nicht bei mir, die flüchten dann immer.
Auf dem Campingplatz machten wir Bekanntschaft mit einem Ehepaar, mit denen wir uns locker an Bord wieder verabredet hatten. Wir sollten als „erfahrene“ Islandfahrer ein wenig erzählen. Oje, denn sie wussten nicht um was sie gebeten hatten. Könnt ihr euch erinnern? Ich helfe gerne und gnadenlos. Aber ich habe die beiden, Claudia und Andreas, vorgewarnt.
Die Ausfahrt aus Hirtshals Havn immer wieder schön, erst recht bei dem tollen Wetter.
Wir hatten ruhige See und so musste ich mir keine Gedanken über Seekrankheit machen, zumindest bis zur zweiten Seenacht, es war etwas kabbeliger und zur Sicherheit gönnte ich mir dann doch eine Reisetablette, Frühstück war schließlich gebucht.
Bevor man in den Fjord nach Seyðisfjörður reinfährt, geht es erstmal ein Stück der Ostküste entlang, langsam legte sich der Nebel, der uns ein ganzes Stück wie eine ausgebreitete Bettdecke begleitet hatte, und die Küste war zu sehen.
Da geht einem doch das Herz auf und ich bekomme jedesmal feuchte Augen vor Seeligkeit. Die Sonne begleitete uns noch ein ganzes Stück auch an Land.
Von der Straße, die uns vom Fährhafen zum Einkaufen nach Egilsstaðir führt, dieser tolle Blick. In dem See soll ein Seeungeheuer leben, ähnlich Nessi in Loch Ness, wer das Seeungeheuer entdeckt, bekommt von der Gemeinde 1 Millionen Isländische Kronen (umgerechnet zur Zeit knapp 7000 Euro). Beim Netto ist es rappeldicke voll, also weiter bis zum Bonus, man kennt sich ja aus und dann ab die alte Straße Nr. 1, die fährt keiner mehr. Ein Teil der Straße ist noch geschottert, aber kann so schlimm nicht sein.
Unser Ziel heute:
112 km – dem Grünkohl etwas näher
Uns kommen zwar ein paar Autos entgegen, aber in Richtung Küste sind wir die einzigen. Übrigens eine große Überschrift in der KN stand am Wochenende….einzigste….., dumme Jungs in der Redaktion.
Eine Vielzahl der Campingplätze werden über die Parka App vermarktet. Die Betreiber geben dann zwar etwas ihrer Einnahmen ab, haben wohl aber weniger Arbeit. Leider sind damit auch die Preise gestiegen.
Djupivogur kennen wir schon, vertreten uns dennoch die Beine bei nun mäßig gutem Wetter, aber immerhin ist es trocken.
Die Langabuð, erbaut 1790, als deutsche Kaufleute Handel mit Djupivogur betrieben, heute Museum und Café. Es folgten dann ein Kontorhaus und ein Schlachthaus. Heute wohnen ca 450 Einwohner in dem Ort, eine durchaus übliche Einwohnerzahl für viele Orte in Island.
Isländer sind nicht nur gute Schriftsteller, vorzugsweise Krimis, in einem Land, in dem die Polizisten keine Waffen tragen und es tatsächlich ein Gefängnis gibt. So manche Krimis sind bitterböse und tiefschwarz. Ach so, ich bin abgeschweift (heißt das so?), die Isländer sind auch gute Künstler, Bildhauer, Maler und Künstler, bei deren Ergebnis man sich durchaus fragen kann „ist das Kunst, oder kann das weg?“
Wie diese Dinge hier zum Beispiel. Trotzdem bringt es Spass dort reinzuschauen. Wir machen es heute nicht.
Auf dem Campingplatz kommen wir ins Gespräch mit einer älteren Dame aus Österreich, die überwiegend in ihrem Caravan schläft. Alle Achtung. Da lob ich mir doch unser Bett im Buss. Die Dame ist aber sehr gesprächig und nicht uninteressant, ehemalige Ärztin, die mit 68 Jahren ein Studium der Kunstgeschichte begonnen hat und dieses auch mit Bravour beenden möchte.
Wenn wir in das Servicehaus möchten, also auch auf die Toilette, dann müssen wir einen Code eingeben, die Dame meinte, dass sie diesen bestimmt zuhause bei sich eingeben will, wenn sie ins WC möchte. Wir mussten doch herzlich lachen, jedenfalls soweit dies mit Zahnbürste und Schaum im Mund möglich ist.
Dann Gute Nacht für heute. Goða nótt.
Morgen geht es weiter gen Süden.