9.-10. Juli – Preikestolen versus Trollpikken
Wir verlassen den Preikestolen Campingplatz, ohne auch nur das Geringste dieser Felsenplatte gesehen zu haben. Die ganze Nacht hat es geregnet, die Wolken hängen sehr tief und wir fahren weiter, wollen an die Küste. Wir kommen nach Oltedal und……ein Himmel für jeden Wollfan, eine Spinnerei mit einem Outletladen. Wie wunderbar, dass Günter so geduldig ist und mit mir durch jede Wollzeile gegangen ist und dann auch noch in den Outletbereich.
Ich bleibe aber stark, auch wenn es schwer fällt und kaufe nur Wolle für unser kleines Enkelkind.
Bei Egernsund, in Steinsnes finden wir einen Campingplatz, der uns sehr entgegen kommt. Die Anmeldung in ausgesprochen freundlicher und lockerer Atmosphäre, der Platz gut und das Servicehaus Spitze. Man achtet auf ausreichend Abstand. In Norwegen sind seit dem 1. März 4 m Abstand zwischen den Wohnmobilen Vorschrift. Hier können wir durchaus zwei Übernachtungen buchen und das machen wir auch. Für einen kleinen Spaziergang rund um den Platz reciht unsere Energie.
Zwischen diesen beiden Steinwällen verläuft eine Spur, wir probieren es, kehren aber um, am Ende befindet sich ein Privatgrundstück. Da wollen wir auf keine Fälle die Privatsphäre stören.
Als Nachbarn, viele Deutsche, Schweizer, Niederländer und Norweger. Am zweiten Tag hatten wir dann besonders nette Mitcamper, zwei Frauen aus Recklinghausen, jedenfalls, was das Nummernschild angeht, mit einem interessanten Ausbau. Aber der Reihe nach:
Wieder nach einem ausgiebig langen Frühstück geht es los. Wir wollen zum Trollpikken. Soll ich das übersetzen? Muss sein und ich kann ja nichts dafür. Trollpikken heißt „Trollpenis“. Warum? Das Bild kommt noch, Geduld.
Wir fangen an mit dem Packplatz, etwa 10 Euro Parkgebühr, aber was solls, hilft ja nichts. Wir marschieren munter los, immer gerade aus, leichter Anstieg.
Na dann mal los. Im Rucksack Regenjacken, norddeutscher Pessimismus, für jeden zwei Brote und je eine Flasche Wasser. Wir erwarten also Anstrengung. Das Wetter sehr warm, blauer Himmel und angenehmer Wind.
Es ist nett, am Wegrand eine ganz spezielle Darstellung kleiner Nettigkeiten, dann ein Hof.
Das Teil rechts nennt sich Telefon. Fällt euch etwas auf bei dem Bild?
Es geht nicht weiter. Unser zur Hilfe gerufene Navi zeigt alles ok, ist aber nicht. Wir stapfen durch kniehohes Gras und mannshohen Brennnesseln, ne das kann nicht der richtige Weg sein. Also zurück marsch marsch. Man gut runter gehts schneller als rauf. Dann sehen wir es, das Hinweisschild. Zu unserer Entschuldigung muss geschrieben werden, dass dieses Schild total blöd angebracht ist und ich möchte wetten, wir sind nicht die ersten die sich verlaufen. Oder etwa doch?
Daran, dass wir bereits über 70 Jahre alt sind, werden wir mal wieder durch die uns Überholenden erinnert.
Schlapp gemacht.
Ein Wasserfall ist angekündigt und ein idealer Platz zur ersten Rast und wir sind dankbar für die Pause.
Weiter gehts bergauf, manchmal ein wenig bergab und wieder aufwärts. Es wird steinig, der Weg ist sehr unzureichend gekennzeichnet, blaue Punkte auf den Steinen, bereits reichlich verwittert und manchmal von den Farben des Mooses nicht zu unterscheiden. Andere Wanderer sind unsere Leitlinie. Ein wunderschöner Blick auf einen See.
Als wir endlich oben waren, war alles zu sehen, Felsen, Felsen und nochmal Felsen,
Bist du noch da?
Geduld, Geduld, ich komm ja schon..
Und wo ist der Pikken?
Da iss er ja!
Aus dieser Perspektive sieht der Felsen mit seinem Anhängsel eher aus wie ein Elefant – finde ich.
Ist ja wohl klar, dass ich dem nachgehen musste und tatsächlich, da iss er. Erste Gedanke: Och, sooo groß ist der ja gar nicht. Um diesem Teil näher zu kommen muss ich noch ein wenig kraxeln, irgendwann hat mich Günter dann auch entdeckt und klettert mir nach.
Na ja, das Größenverhältnis zwischen Mensch und Stein ist schon enorm. 2017 haben es Jugendliche geschafft den Felsstummel zu kippen. Fragt nicht danach, wie die es geschafft haben. Nach nur wenigen Wochen fanden sich Sponsoren, um dem Teil wieder seinen angestammten Platz zu geben.
Und nur mal so, sooo dick ist der Bauch gar nicht. Sieht nur so aus.
Wir sind groggy und es geht wieder abwärts.
Die vielen Dekorationen mit alten Gebrauchsgegenständen scheint den Norwegern im Blut zu liegen.
Am CP angelangt bekommen unsere Nachbarn als erstes zu hören, dass wir fix und alle sind. Erst da bemerke ich, es sind nicht die selben wie am Tag vorher. Was die wohl bei meinem Wortschwall gedacht haben? Die Begrüßung ist aber einfach, denn sie sind mit zwei Hunden unterwegs, alle Achtung!
Wir sind neugierig und wollen allzu gerne den Innenausbau des Bullis sehen und fragen. Wie das Leben manchmal so spielt, auch die beiden „Mädels“ wollten sich gerne unseren Ausbau ansehen. Das passt doch dann und wir bekommen eine tolle Repräsentation, die wir nicht toppen können.
Wir wünschen noch einen guten Marsch, denn die beidfen wollen morgen zum Trollpikken. Vielleicht sehen wir uns ja am Dienstag auf der Fähre.