18.-21. August – Heimaey und ich
Es war alles gut in diesem Jahr, ich habe mich mit Heimaey versöhnt.
Die bewohnte Insel ist klein und es wohnen ca. 4500 Menschen dort. Die Wege sind überschaubar, aber Heimaey soll die reichste Stadt in Island sein.
Vor 6 Jahren war ich mit meiner Schwester auf der Insel, es war ein extrem schlechtes Wetter, das Mietauto nur unzureichend gedämmt, die Batterie für die Standheizung leer und es stürmte und regnete wie aus Kübeln. Fazit dann: wir müssen hier wieder runter. Ich erinnere mich gerade, wir waren sogar eine Nacht in einem Guesthouse. Ruth hatte noch ein Zimmer frei, das war unsere Rettung.
Diesmal war es ein an schöner Anlass, der 80. Geburtstag, und das Wetter hat mitgespielt. Wir hatten zwar auch Sturm für eine Nacht, so dass wir mit dem VW-Bus unseren Platz wechseln mussten, aber insgesamt angenehme Temperaturen, Sonne und gute Laune.
Der 18. August wurde mehr oder (nicht) weniger mit Geburtstagfeiern verbracht. Lammkeule, Kartoffeln, Gemüse und Flüssiges. Und mittenmang Günter. Ungefähr wie Kevin allein zuhaus, Nur Günter allein unter Sirenen, ach ne Frauen.
Für den kommenden Tag hatten Silke, Ruth und ich abgemacht einen Küstenspaziergang zu machen und der war richtig toll. Kilometermäßig war es nicht so viel, aber von den Eindrücken unbeschreiblich.
Bin gespannt, ob das nächstes Jahr noch auf den Steinen liegt.
Normalerweise würde man ja denken, dass ein Weg von ca 1.5 km ruckizucki abspaziert wäre, aber wir brauchen Stunden, weil wir ständig stehen bleiben, staunen und fotografieren. Ruth, die seit 40 Jahren auf der Insel wohnt, hat soviel zu den Gesteinen zu erzählen, weiß genau, welche Gesteinsbrocken vom letzten oder vorletztem Ausbruch sind. Sie weiß wann die wellen welche Felsbrocken bewegt und auch gespalten wurden. Ruth ist Heimaey.
Ich kann gar nichts sagen über diese Naturgewalt und Möglichkeit Schönes zu produzieren.
Und dann kommt der Mensch, entsorgt oder verliert unbeabsichtigt. Wer weiß das schon. Ist ja auch nicht erst seit gestern dort am Strand. Dieser Abschnitt ist auch der Part, an dem die Einheimischen baden gehen. Ich spare mir das, will den Seehund nicht stören.
Es ist schon gut, wenn man sein Handy oder den Fotoapparat an einer Schnur um den Hals trägt. Da kommt nichts wieder raus.
Ein Algenblumenstrauß. Die Algen haben richtige Wurzel, die bei starker Brandung abgerissen werden und dann am Strand liegen. Sieht irre aus.
Das ist nicht fürs Foto inszeniert, das ist echt.
Diese Stelle der Insel ist sehr schmal und auf der anderen Seite tobt das Meer. Es ist auch die Seite, an der 1627 marrokanische Seeräuber die Insel überfielen, etliche Einwohner wurden getötet und viele als Sklaven verschleppt. Dies Ereignis ist sehr eindrucksvoll in dem Buch „Die Isländerin“ beschrieben.
Wenige der Sklaven wurden vom dänischen König freigekauft unter anderem Guðrid, die die Jahre in der Sklaverein beschrieben hat.
Diese Brandung hat mich sehr beeindruckt und bestimmt sind 100 Fotos entstanden, jede Welle sah anders aus und irgendwann muss man einfach sagen „Schluss, genug“
Man kann die Eindrücke nur schwer in Worte fassen.
Wieder zurück bei Ruth zuhause wurde dann natürlich noch Geburtstagskuchen verputzt und die halbe Nacht konnten wir bei mildem Wetter draußen sitzen. Das Nordlich haben Günter und ich aber verpasst.
Am Montag sollte es dann wieder aufs Festland gehen, aber nicht bevor wir an der windigsten Stelle Europas gewesen sind und das war dann der „ach-wie-süß-guck-mal-da-Tag“.
Es ist Sonntag, woll’n doch mal sehen, was sonst noch so los ist auf der Insel bzw. im Ort. Aah, ich kann meine Sammlung bemalter Papierbehälter komplettieren. Das passt gut.
Wir relaxen für den Rest des Tages, morgen am Montag geht es wieder Richtung Festland.
Bevor die Fähre uns am Nachmittag mitnimmt, wollen wir auf alle Fälle die windigste Stelle Europas gesehen haben, die dünne Spitze der Insel. Neben der Wetterstation sind natürlich die Puffins, die Papageitauccher, der Höhepunkt. Man kann sich diese putzigen Tierchen immer wieder ansehen und gefühlt 1000 Bilder machen, ganz egal, ist ja digital.
Sehr gut zu sehen die Inselkette. Alle nachgelagerten Inseln sind unbewohnt, d.h. auf der vorderen ist ein Ferienhaus. Da kommt man nur mit Hubschrauber hin. Man sieht Surtsey, entstanden 1963 bei einer Ausbruchsserie und jetzt Vogelschutzgebiet.
Der Blick zum Festland auf den Eyja-fjalla-jökull ist frei (hier aus dem Autofenster)
Na ihr Menschen, wollt ihr uns beim Füttern zu sehen. Ja, heute gibt es Sandaale. Was, die mögt ihr nicht? Na, dann bekommt mein Kind die alle. Aber wo ist es nur. Hat sich doch tatsächlich in der Höhle versteckt.
Nicht nur wir Menschen wollen uns an einem solchen Sonnentag ausruhen. Auf dieser Seite der Inselspitze ist es fast windstill, da kann man sogar einige Vogelbeobachter sehen, die im Gras eingeschlafen sind. Ich wollts nicht glauben, aber war so.
Die Papageitaucher legen pro Jahr nur ein Ei, welches sie in Erdhöhlen ausbrüten und dort auch die Aufzucht erledigen. Als Fressen gibt es Sandaale, die leider sehr viel weniger werden, denn die Meere werden zu warm für Sandaale. Ab Mitte August geht es dann über den Winter aufs Meer. Die Jungen müssen bis dahin fliegen lernen und verfliegen sich dann auch schon mal. Ab dieser Zeit gehen dann Kinder und Erwachsene nachts über die Straßen und sammeln die Jungen ein, um sie dann am Meer fliegen lassen. Ein Spektakel nicht nur auf der Insel und notwendig.
Tschüss Heimaey, wir kommen wieder, versprochen und dann geht es auf den Eldfell rauf.