Island – die Erste 2016
25. Mai 2016 – Heidi und andere Wunder
Am nächsten Morgen bezahlen wir den Platz (brav ehrliche Schleswig-Holsteiner) und fahren auf der anderen Seite zum Hengifoss. Leider muss ich aus Rücksicht auf meine Schwester mit nur einem kleinen Stück zum Foss zufrieden sein. Ist aber nicht schlimm, ist nun mal so, wenn man zu zweit unterwegs ist.
Zurück dann auf der wunderschönen Ostseite. Ziel für heute der Myvatn.
Wir fahren Richtung Reykjahlið und erleben eine Strecke, die uns eine Menge bietet.
Lange Abschnitte, die uns u..n..e..n..d..l..i..c..h lang und trist erscheinen, das sind die vielen „heidis“ in Island. Wenn das Wetter nicht immer schlechter werden würde, könnte man ja mal aussteigen und etwas genauer hinsehen. So begnügen wir uns mit „oh ist das grau“, oder „oh ist Schnee schön“ und „Hiiiiilfe wir können keine Berge mehr sehen“.
Aber keine Fahrt ohne Highlights
Der Rjukandi. Auf dem Parkplatz war etwas zu sehen, was eigentlich verboten ist. Ein Kleinwagen mit einem noch kleineren Zelt. Das arme Menschlein, welches in dem Auto übernachten musste. Da war wirklich nicht viel Platz. Das arme andere Menschlein, welches in dem noch kleineren Zelt bei der Kälte in der Nacht schlafen musste 😴.
Kurz vor der Abfahrt auf die 901, die zum höchsten noch bewirtschafteten Hof führt, werden wir von zwei PKWs dermaßen schnell überholt, dass wir uns richtig erschreckten. Die beiden biegen dann ab nach Möðrudalur, eine Schotterstrecke. Ne, ne, nicht wir, wir bleiben brav auf der 1. Bei der Abfahrt nach Grimsstaðir erzähle ich meiner Schwester, dass ich dort eigentlich übernachten wollte. Die Gegend ist aber sowas von öde, da ziehen uns jetzt keine 10 Pferde hin. Dann die Abfahrt (von der anderen Seite) nach Möðrudalur, es wären nur 8 km) nehmen wir nicht, denn das Wetter wird noch schlechter. Die Zufahrt zum Dettifoss ist auch noch gesperrt und man kann schon daran erkennen- das Wetter wird immer saumäßiger. Kurz danach sehen wir sie, die Schlammpötte vom Njámafall. Es ist ordentlich was los, aber keineswegs überlaufen. Oje und es gibt kein Klo 😟 und stinkt gewaltig nach Schwefel. Am putzigsten sind die Gäste eines Reisebusses, denn die wurden alle mit hellblauen Plastik-Überschuhen ausgestattet. Wenn wirklich einer der Besucher daneben getreten wäre, hätten die auch nichts genutzt und durchgetreten sind die außerdem nach wenigen Schritten.
Ich mache die üblichen Bilder, weiß, dass ich genau die gleichen tausendfach im Internet ansehen kann und bin doch fasziniert von meinen eigenen Werken.
Es dampft und stinkt überall |
Und wieder sind es die Farben, die in einer unglaublichen Vielfalt vorhanden sind. Trotz leichtem Nieselregen, Kälte und bedecktem Himmel genießen wir die Zeit. Die jungen Leute, die sich in den Schwefeldampf stellen müssen doch eigentlich 3 Meter gegen den Wind stinken!
Es geht weiter und wir dachten so bei uns, Berge, das wars, aber dann gibt es doch noch eine kleine Steigung und natürlich auch wieder runter. Ist ja klar. Wir an der Küste würden sagen „Wat rinkümt, mutt ock wedder rutkomen und wenn dat hoch geiht, mut dat ock wedder runter geihn“. Klare Sache, aber wir haben die Nase voll!
Das Wetter wird noch schlechter, der Wind nimmt eine Geschwindigkeit an wie wir es von zuhause aus kennen, also nix wie rein in die Info uns dort aufwärmen, die kleine Ausstellung ansehen, um dann festzustellen, dass der Wind nun kein Wind mehr ist, das ist ein Orkan!!! Richtung? Klar: waagerecht.
Auf dem Campingplatz stehen einige Wohnmobile dicht an dicht. Ist auch besser so, denn der Campingplatz ist auf einer Anhöhe. Es ist der Campingplatz, den wir gesehen haben, dies nur zur Erklärung für diejenigen, die jetzt sofort vom Sofa springen und genau wissen, da gibt es doch noch einen. Bei schönem Wetter sicher mit toller Aussicht. Für den anderen Campingplatz bin ich zu blöd, trau mich nicht dort reinzufahren, weil ich dachte, es wäre eine Jugendherberge. Wir bekommen mittlerweile unsere Autotür nicht mehr auf und entscheiden uns kurzfristig lieber nicht im Camper zu übernachten, also wird ein Zimmer gemietet, direkt am See das alte Gebäude vom Hotel Reykjahlið. Zimmer ist ok, eigenes Bad und Schunkeln gibt’s gratis. Das ganze Haus bewegt sich mit dem Orkan.
Wir wollen trotzdem noch ins Natur Bath und versuchen mal ans Auto zu kommen und auch einzusteigen, ohne dass uns die Tür die Finger einklemmt. Alles noch dran, hat geklappt. Das Bad ist wirklich der Hammer, die Aussicht grandios und der Schwiegermuttertyp hinterm Tresen so nett, dem hätt‘ ich alles abgekauft, beschränke mich aber für einen „Turban“ aus Frottee. Der ist wichtig, den kann man immer gebrauchen. Besonders nach dem Haarewaschen unverzichtbar.
Nachtrag 2020: Das Teil sieht immer noch gut aus und liegt immer noch im Schrank und ist noch immer nicht getragen worden. So ist das mit den Urlaubsmitbringseln 😊.
Man stelle sich mal vor, wir wären in einem deutschen Freibad und würden die Bademeister bitten uns ein Bier, oder Sekt oder irgendetwas anderes zu holen. In Island geht das und scheint das Normalste auf der Welt zu sein. wie relaxed sind die Leute nur!
Irgendwann ist aber auch der schönste Moment vorbei und wir fallen todmüde ins Bett, aber schlafen kann ich nicht. Es stürmt so unendlich, dass wir genau genommen lieber zuhause im eigenen Bett liegen würden.